
QUARTIER AM BAHNHOF KRONBERG — KLIMAQUARTIER
Wie 7 Kieselsteine im Fluss
Ort: Kronberg im Taunus
Auslobung: Stadt Kronberg — Stadtplanungsamt
Wettbewerb: Realisierungswettbewerb — Anerkennung
Jahr: 2025
Fläche: 9.850 m²
Architektur: STUDIO MARS, Berlin
Kooperation: Małgorzata Zmysłowska (Zeichnungen)
STÄDTEBAULICHE LEITIDEE
Wie Kieselsteine in einem „grünen Fluss“ liegen die geplanten Baukörper im städtischen Grünzug. Topographisch ergeben sich aus der Geländesituation vor Ort drei nach Südosten abfallende, landschaftliche Bebauungsterrassen. Auf diesen fügt die offene Bebauung die Baumassen behutsam und geschmeidig in die Landschaft des städtischen Grünzugs ein.


Das Wohnquartier besteht aus insgesamt sieben Gebäuden, aufgeteilt in zwei Baufelder, durch deren Wiesen im Zentrum der Winkelbach verläuft. Die beiden Baufelder bilden jeweils Ensembles aus drei und vier Gebäuden, bei denen sich die Gebäude um einen gemeinschaftlichen, landschaftlich attraktiven Hof gruppieren.

FREIRAUM UND KLIMAANPASSUNG
Das Freiflächenkonzept sieht differenzierte Typologien vom Öffentlichen zum Privaten vor. Das Rückgrat des Quartiers bildet der öffentliche Grünzug im Süden. Er verbindet Viktoriapark und das Viertel des Casals Forums mit dem östlich der Stadt gelegenen offenen Landschaftsraum. Im Herzen des Quartiers ergänzen ihn die zentralen Wiesen am Winkelbach, im Osten die Café-Terrassen am Mobilitätshub. Am Grünzug liegen von den Baukörpern eingefasst die Gemeinschaftshöfe der beiden Baufelder. Zwischen zwei benachbarten Gebäuden spannen sich jeweils intimere nachbarschaftliche Eingangsbereiche auf. Private Freisitze als Terrassen im EG, Loggien in den Regelgeschossen und Dachterrassen am Staffelgeschoss komplettieren die typologische Vielfalt der Freiräume.
Die offene Bebauung des städtebaulichen Entwurfes trägt zum Erhalt und der Schaffung von Frischluftschneisen und Ventilationsbahnen und damit wesentlich zur Durchlüftung und Kühlung dieser und der angrenzenden Bebauung bei.
Das auf dem Grundstück und den Dächern der Gebäude anfallende Regenwasser wird nach dem Prinzip der Schwammstadt bewirtschaftet. Die Regenwasserrückhaltung findet demnach bereits auf den Gründächern statt. Die Regenwasserretention auf dem Dach schützt präventiv vor Überflutungen der Umgebung.
Das überschüssige Regenwasser wird in die umliegenden Flächen geleitet und im Starkregenfall, um Versickerung und damit Eintrag der Altlasten in den Untergrund zu vermeiden, an mehreren zentralen Punkten über Schächte zur schadlosen Versickerung gebracht. Einzige Ausnahme ist der Bereich der Tiefgarage, in dem eine Flächenretention erfolgt. Überschüssiges Wasser wird hier über Zisternen gesammelt und zur Gartenbewässerung genutzt.




UMGANG MIT UMWELT UND BODEN
Erstes Ziel ist der weitgehende Erhalt der bestehenden Baum‑, Strauch- und Krautvegetation und der damit verbundenen Lebensräume. Die an den bestehenden Geländehöhen orientierten Landschaftsterrassen minimieren den Eingriff in den Bestand mit Altlasten.
NATURSCHUTZ UND BIODIVERSITÄT
Die Herstellung der Landschaftsterrassen wird genutzt um mittels verschieden exponierter und steiler Böschungen und Hänge, die Standortvielfalt zu erhöhen. Durch sehr trockene (Böschungen, Böschungsmauer) bis hin zu den nassen Standorten des Winkelbaches kann so auch eine sehr hohe Biodiversität der Flora und Fauna entstehen. Die potentiell natürliche Vegetation wird ergänzt durch die Pflanzung heimischer Zukunftsbäume (in Anlehnung an die Masterplanung ENEA), sowie Zukunftssträucher und ‑kräuter. Die Dachbegrünung leistet durch die Verwendung biodiversitätsfördernder, klimaangepasster, autochthoner Arten ihren Beitrag. Soweit mit der Photovoltaik vereinbar werden diese durch Anhäufungen zur Begründung von Standortvielfalt im innerstädtischen Biotopverbund ergänzt.


Aus dem gesicherten privaten Freiraum (Dachterrasse, Loggia, Freisitz) heraus bieten nachbarschaftliche Eingangsbereiche, gemeinschaftliche Höfe bis hin zum öffentlichen Raum Optionen zur sozialen Teilhabe auf allen Ebenen der Stadtgesellschaft.

Im Quartier sind Fußgänger und Fahrradfahrer unterwegs, für weitere Wege stehen umfangreiche Sharing-Angebote oder das eigene Auto im Mobility Hub und der Quartiers-Tiefgarage wohnungsnah zur Verfügung.

Die Vielfalt der bestehenden Standorte (Wall, Baummantel) wird ergänzt durch zahlreiche weitere Lebensräume (Böschungen, Steinwälle, Feuchtbereiche, usw.) die eine reiche Flora und Fauna begründen.

Alle Möglichkeiten werden ausgeschöpft, um die einflussgebenden Faktoren Strahlung, Wind und Wasser an horizontalen Flächen, vertikalen Flächen, der Vegetation und Ausstattung im Sinne klimagerechten Bauens zu optimieren.
